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Frauen in KNX: Katja Schuster

In diesem Interview gibt Katja Schuster Einblicke in ihre umfangreichen Erfahrungen und ihre Visionen für eine bessere Zukunft für Frauen in KNX und in der Elektrotechnikbranche als Ganzes.

KNXtoday: Was ist Ihr Hintergrund?

KS: Nachdem ich 1999 die Schule beendet hatte, fragte ich mich wie die meisten Leute in meinem Alter: „Was soll ich jetzt bloß machen? Als Allergietests meine erste Berufswahl als Friseurin ausschlossen, beschloss ich, eine Ausbildung zur Hotelfachfrau zu beginnen. Nach vier Wochen Ausbildung wurde mir klar, dass dies nicht der richtige Beruf für mich war, und ich brach ab. Auf der Suche nach einem Beruf wollte ich aber nicht auf Kosten meiner Eltern leben und habe nach einem Besuch bei meiner Schwester in Berlin spontan einen Job als Kellnerin angenommen. Damals hatte ich einen guten Freund, der mir erzählte, wie sehr er die Ausbildung zum Elektriker genoss. Also beschloss ich 2001, eine Lehre als Elektriker zu beginnen. Ich hatte während meiner Schulferien im Handwerk gearbeitet und mich dort immer wohl gefühlt. Meine Ausbildung führte mich nach Frankfurt am Main, wo ich sie 2004 vorzeitig abschloss. Von da an arbeitete ich ausschließlich im Kundendienst.

KNXtoday: Wann, warum und wie sind Sie zum ersten Mal mit KNX in Kontakt gekommen?

KS: Ich kam erstmals 2006 bei einem Projekt mit der EIB/KNX in Kontakt. Mein Kollege schaltete über seinen PC ein Licht ein, und in diesem Moment dachte ich: „Wie cool ist das denn! – wie funktioniert das und wie kann ich das lernen?“ Seitdem bin ich süchtig nach dem System.

Ich schloss in diesem Jahr meine KNX Zertifizierung ab und durfte mein erstes Projekt in der Europazentrale von Hyundai in Offenbach realisieren. Es war sowohl anstrengend als auch aufregend, und danach wusste ich, dass es das war, was ich machen wollte.

KNXtoday: Welchen Weg haben Sie seither zurückgelegt?

KS: 2008 nahm ich eine Stelle als Kundendienstmonteur mit KNX Erfahrung bei einem Unternehmen in Mainz an, wo ich nach und nach immer mehr KNX-Projekte übernahm. 2011, als die Anzahl der Projekte und technischen Funktionen so umfangreich geworden war, bat ich um eine Beförderung und wurde Vollzeit-Systemintegrator.

Seitdem habe ich von kleinen Projekten mit drei Geräten bis hin zu großen Projekten alles spezifiziert. Es war mir wichtig, mich nicht nur mit KNX auszukennen, sondern mich auch in vielen Bereichen weiterzubilden, denen ich im Alltag immer wieder begegne.

Hier ist eine Zusammenfassung meiner bisherigen KNX-Reise

  • 2001 – 2004 – Elektrikerausbildung
  • 2006 – KNX-Grundzertifizierung
  • 2009 – KNX-Aufbaukurs Komfort und Energieeffizienz
  • Verschiedene KNX-Produkt- und Serverschulungen
  • 2004 – 2011 – Kundendiensttechnikerin
  • Seit 2011 – Systemintegrator
  • 2013 – KNX-Aufbaukurs mit Abschlussprüfung
  • 2014 – Beitritt zu KNX Professionals Deutschland e. V.
  • 2015/16/18 – Weiterbildung im Bereich der Netzwerktechnologie
  • 2016 – Fachplaner für Gebäudeautomation
  • 2017 – eu.bac System-Auditor
  • 2017 – Ausbildung am Zumtobel LM Bus
  • 2017 – DALI-Intensivkurs
  • 2017 – Grundausbildung in der Lüftungs- und Klimatechnik
  • 2017 – VDI-Zertifizierung Lufthygiene
  • 2018 – KNX-Expertenschulung
  • 2018 – KNX-Zertifizierung HLK
  • 2019 – BACnet Grund- und Aufbaukurs
  • 2019 – Gebäudeautomation mit WAGO
  • 2021 – Fachkraft für Gebäudeautomation (IBM)
  • 2022 – Vorstandsmitglied von KNX Professionals e. V.
  • 2023 – Gründerin von Frauen in KNX

KNXtoday: Was ist Ihnen an der Situation der Frauen in der Welt von KNX aufgefallen und was haben Sie beschlossen, dagegen zu tun?

KS: Ich glaube nicht, dass dies nur in der KNX Welt ein Problem ist, sondern generell im Handwerk – insbesondere im Bereich der Elektrotechnik.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass ich immer mehr tun muss als Männer, um die gleiche Anerkennung zu erlangen. Ich werde akzeptiert und geschätzt, aber nie vollständig integriert. Ich hinterfrage alles, was ich tue und wie ich es tue, und versuche, Probleme selbst zu lösen, damit die Leute nicht denken, dass ich es nicht kann.

Ich hoffe, ein Netzwerk zu schaffen, in dem wir Frauen uns gegenseitig stärken, in dem Frauen mit Erfahrung die Jüngeren an die Hand nehmen und sie aufbauen, besonders in Zeiten des Zweifels. Das Wichtigste ist, zu zeigen, dass das Handwerk/Elektrotechnik auch etwas für Frauen ist. Auch wenn wir nicht die gleiche körperliche Kraft wie Männer haben, machen wir das mit unserem Verstand und harter Arbeit wett. Wir sind nicht nur eine kostenlose Ergänzung, wir schaffen Mehrwert.

KNXtoday: Wann und wie haben Sie angefangen, Frauen in KNX zu gründen? War noch jemand beteiligt, und welche Rolle hat KNX Association gespielt?

KS: Die Idee entstand bei einem Abendessen auf der ISH 2023 in einem Gespräch mit dem Geschäftsführer der KNX Association, Heinz Lux, über das Thema Frauen im Handwerk und meine Erfahrung, dass das, was nach außen hin dargestellt wird, wenig mit der Realität auf den Baustellen zu tun hat. Bei diesem Gespräch erfuhren wir auch, dass die Light + Building Show 2024 auf den Internationalen Frauentag fallen würde, und in meinem jugendlichen Leichtsinn sagte ich: „Ihr solltet etwas für Frauen tun“. Mr. Lux antwortete: „Wenn Sie etwas unternehmen, werde ich dabei sein“. Das war der Grundstein und ich erkannte, dass es mehr Sinn machen würde, etwas Langfristiges zu organisieren als nur eine einmalige Veranstaltung, und so wurde „die KNX Ladies Crew“ geboren. Herr Lux hielt sein Wort und stellte mich einigen Frauen vom ZVEH (Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke) vor. Nach einem Vortrag auf der Sommerkonferenz kamen zwei weitere Frauen von den deutschen KNX Professionals ins Boot – ich habe mich auch sehr gefreut, eine Elektromeisterin aus der Influencer-Szene für das Projekt zu begeistern.

Die Arbeitsgruppe „die KNX Ladies Crew“ traf sich im Oktober in den Räumen des ZVEH in Frankfurt am Main. (v.l.n.r.) Maren Cornils, Katja Schuster, Kornelia Katzenmeier, Sandra Gallner, Verena Anthes, Annika Egloff-Schönen, Gabi Schermuly-Wunderlich.

KNXtoday: Wann und wo haben Sie die Gruppe ins Leben gerufen, wie haben Sie sie bekannt gemacht und was beinhaltete die Gründung?

KS: Gemeinsam mit den KNX Professionals Annika Egloff-Schönen, Kornelia Katzenmeier und Influencerin Sandra Gallner wurde die Idee geboren, Frauen eine eigene Organisation innerhalb von KNX anzubieten. Im Oktober war es dann so weit: Bei einem Treffen in den Räumen des ZVEH, an dem auch die Geschäftsführerin von ElektroWirtschaft und BusSysteme, Annika Egloff-Schönen, und drei Vertreterinnen des ZVEH teilnahmen, wurde der Startschuss für Frauen in KNX gegeben. Eine LinkedIn-Gruppe Frauen in KNX wurde ins Leben gerufen und dank Herrn Lux wurde ein Logo entworfen. Frauen in KNX wurde offiziell auf der Light + Building 2024 vorgestellt.

Das Logo der Frauen in KNX

KNXtoday: Waren Siemit der Teilnahme zufrieden/überrascht, und welches Feedback haben Sie erhalten?

KS: Ich war wirklich überrascht, denn zugegebenermaßen hatte ich erwartet, dass nur 10-15 Frauen kommen würden – nicht 60, und fast ebenso viele Männer. Für mich war es eine große Anerkennung für die freiwillige Arbeit, die ich im vergangenen Jahr geleistet habe. Ich hoffe aufrichtig, dass dies erst der Anfang ist und wir in Zukunft etwas bewirken können. Ich habe während der gesamten Woche auf der Light + Building 2024 positives Feedback erhalten, und was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, sind die Worte „Endlich tut jemand etwas für Frauen!“

Künftig werden wir Frauen in KNX in den KNX Professionals Deutschland e.V. integrieren, um die Neutralität (Herstellerunabhängigkeit) zu wahren und unsere Ziele im Auge zu behalten.

KNXtoday: Was ist Ihre Botschaft an männliche Verbündete?

KS: Unterstützen Sie Frauen – fördern Sie sie und sehen Sie sie nicht als Konkurrenz, sondern als Stärkung und Bereicherung unseres Sektors!

KNXtoday: Welchen Rat oder welche Ermutigung würden Sie Frauen geben, die bei KNX arbeiten?

KS: Lassen Sie sich nicht entmutigen, gehen Sie Ihren eigenen Weg und Sie werden genauso gut sein. Der Geschäftsführer der KNX Association, Heinz Lux, sagt: „Was KNX besonders macht, sind die Menschen“.

Schließen Sie sich uns an und werden Sie Teil unserer Frauen in KNX Gemeinschaft!

Katja Schuster ist Systemintegratorin mit dem Schwerpunkt Gebäudeautomation bei EAB (Elektroanlagenbau GmbH Rhein-Main). Sie ist auch Mitglied des Vorstandes von KNX Professionals Deutschland e. V. und Gründerin von Frauen in KNX.

Website: www.women-in-knx.org
LinkedIn: www.linkedin.com/groups/12924029
Instagram: @womeninknx

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